Manchmal frage ich mich: Wer hat eigentlich beschlossen, dass Väter gleichzeitig Manager, Entertainer, Chauffeur, Handwerker, Kuschelkissen und wandelndes Sparschwein sein müssen? Ach ja – das Leben selbst. Und wenn man dann noch einen Job hat, der einem abverlangt, so zu tun, als hätte man weder Windelberge noch Elternabende auf dem Kalender, dann wird’s spannend.

Genau dazu hat das Bundesfamilienministerium am 12. September im Rahmen der Fachtagung „Gute Chancen für alle Familien“ den neuen Väterreport 2025 rausgehauen. Klingt trocken? Ist es teilweise auch. Aber dahinter steckt ein ziemlich wichtiger Punkt: Immer mehr Väter wollen nicht nur Zaungäste im eigenen Familienleben sein, sondern wirklich mittendrin.


Was sagt der Väterreport?

Kurz zusammengefasst:

  • Väter wollen mehr Familienzeit – über 70 Prozent geben an, sich mehr einbringen zu wollen.
  • Karriere ist nicht mehr alles – viele wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten statt noch mehr Gehalt.
  • Elternzeit ist kein „Frauenthema“ mehr – immer mehr Männer nehmen sie, allerdings meist kürzer als Mütter.
  • Klassische Rollenbilder bröckeln – aber langsam. Der Mental Load (Organisation, Termine, Arztbesuche, Geschenke für den Kindergeburtstag) liegt nach wie vor oft bei den Müttern.

Mit anderen Worten: Wir Männer sind auf einem guten Weg, aber wir tappen noch immer zwischen Büro und Bällebad hin und her wie Clowns, die versuchen, alle Keulen gleichzeitig in der Luft zu halten.


Mein Alltagstest: Vereinbarkeit in echt

Bei uns sieht das ungefähr so aus:

  • 8 Uhr: Kind 1 hat vergessen, dass heute Sporttag ist. Kind 2 muss ins Bastelprojekt, Kind 3 hat Schnupfen deluxe.
  • 9 Uhr: Ich im Call mit Kamera an, während im Hintergrund ein Kleinkind verzweifelt versucht, die Alexa zu überreden, „Baby Shark“ in Dauerschleife zu spielen.
  • 12 Uhr: Deadline im Büro. Gleichzeitig klingelt die Kita: „Ihr Sohn hat sich in der Matschecke selbst vergraben. Können Sie ihn bitte abholen?“
  • 14 Uhr: Laptop aufgeklappt, während ich Nudeln koche. Sauce landet nicht nur auf den Spaghetti, sondern auch auf dem Trackpad.
  • 20 Uhr: Eigentlich Feierabend. Aber die To-Do-Liste schreit lauter als das Baby.

Vereinbarkeit bedeutet also nicht: „Alles ist easy.“ Es bedeutet eher: Man hangelt sich von Tag zu Tag, versucht dabei, nicht umzufallen, und hofft, dass die Kinder trotzdem in zehn Jahren sagen: „Papa war immer für uns da.“


Warum wir Väter jetzt lauter werden müssen

Der Report zeigt klar: Der Wille ist da, aber die Strukturen sind es oft nicht. Arbeitgeber reden zwar gern von „Work-Life-Balance“, meinen aber oft: „Mach deinen Job und regel den Rest irgendwie selbst.“

Dinge, die wir brauchen:

  1. Echte Flexibilität – Homeoffice, wo’s Sinn macht, und nicht nur als Ausnahme.
  2. Elternzeit ohne Karriereknick – Väter sollen genauso selbstverständlich mehrere Monate raus können wie Mütter.
  3. Fairer Mental Load – nicht nur Windeln wechseln, sondern auch Kita-Formulare, Arzttermine und Geschenkpapier.
  4. Mehr Vorbilder – Väter, die offen zeigen: Familie first ist kein Karrierehemmnis, sondern eine Stärke.

Politik, wir sehen euch!

Das Gute: Mit der Veröffentlichung des Väterreports wird das Thema nicht mehr weggelächelt. Wenn Politiker auf einer Fachtagung darüber diskutieren, dann wissen wir: Hier bewegt sich was. Aber Hand aufs Herz – solange Elternzeit für Väter nicht genauso gefördert und normalisiert ist wie für Mütter, bleibt das eine halbe Sache.


Wichtige Zahlen zur Vereinbarkeit von Beruf & Familie (Stand: September 2025)

ThemaZahl / FaktQuelle
Väter wünschen sich gleiche Aufteilung50 % würden gern Betreuung 50/50 übernehmenBMFSFJ, Väterreport 2023
Tatsächliche 50/50-AufteilungNur 21 % erreichen 50/50BMFSFJ, Väterreport 2023
Elterngeld-Bezug durch Väter~46 % (Kinderjahr 2021)BMFSFJ
Typische Dauer Väter (Partnermonate)~75 % nutzen nur die 2 PartnermonateBMFSFJ, Väterreport 2023
Durchschnittliche ElternzeitdauerVäter ≈ 3,6 Monate / Mütter ≈ 13,8 MonateBMFSFJ & Statistiken
Arbeitszeitmodelle86 % der Väter in Vollzeit; nur 8 % in TeilzeitVäterreport 2023 / Prognos
Mütter in Teilzeit≈ 68 % der Mütter arbeiten TeilzeitVäterreport 2023
Wahrnehmung Firmenkultur38 % der Väter sehen ihr Unternehmen als sehr väterfreundlich vs. 63 % ArbeitgeberErfolgsfaktor Familie
Jobwechsel wegen Vereinbarkeit~450.000 Väter haben Arbeitgeber gewechseltErfolgsfaktor Familie
Tägliche Kinderbetreuungszeit (Väter)Ø 1 Stunde 19 Minuten aktive Betreuung pro TagDestatis (Zeitverwendung, 2022)

Hinweis: Zahlen basieren auf dem Väterreport 2023 und relevanten Statistiken; Stand September 2025. Quellen: BMFSFJ (Väterreport 2023), Destatis, Erfolgsfaktor Familie, Prognos. Kurz anpassen, sobald der Väterreport 2025 offiziell veröffentlicht ist.


Fazit: Jonglieren kann man lernen

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Für Kinder ist es unbezahlbar, wenn Papa nicht nur am Wochenende in Erscheinung tritt. Und für uns Väter? Es ist die beste Investition in eine Beziehung, die wirklich zählt.

Also, liebe Väter: Holt euch die Zeit, nehmt sie euch, fordert sie ein. Auch wenn’s manchmal heißt, den Chef, die Schwiegermutter oder die innere Stimme vom alten Rollenbild zu ignorieren. Am Ende wollen wir doch alle nur, dass unsere Kids später sagen: „Mein Papa war da – und er konnte sogar ganz passabel Spaghetti kochen, während er E-Mails beantwortet hat.“

väterreport

Natürlich ist das alles ein bisschen überspitzt erzählt – und ja, es gibt daheim nicht nur chaotische Papas, sondern auch jede Menge großartige Mamas.

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